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Uganda: „Cinderella“ auf ugandisch

 
Meldung vom 28.09.2016

Die Geschichte hört sich an wie aus dem Märchen „Cinderella“: Eine junge Frau aus einem Slum in Uganda hat sich durch Schachspielen den Weg aus dem Elend gebahnt. Das Schicksal der Weltklasse-Schachspielerin Phiona Mutesi wurde gerade verfilmt.

Die Menschen müssen hier in Baracken zwischen Müllhaufen und stinkenden Abwasserrinnen vegetieren. Das Armenviertel Katwe im Westen der ugandischen Hauptstadt Kampala gehört zu den zahllosen Slums in Afrika. Eine junge Frau aus Katwe, die Weltklasse-Schachspielerin Phiona Mutesi, und ein Hollywood-Film über sie werfen nun ein Scheinwerferlicht auf den trostlosen Ort.

Als neunjährige Schulabbrecherin und Maisverkäuferin bot sich Phiona Mutesi keinerlei Perspektive, jemals aus dem größten Slum Kampalas herauszukommen. Da entdeckte sie erstmals Personen, die schwarze und weiße Figuren über ein Schachbrett schoben. Sie war sofort gebannt von dem Spiel, das ihr Leben verändern sollte.

Mutesi hat es seitdem zu einer Weltklasse-Schachspielerin geschafft. Mit 20 Jahren wird sie nun auch als die Heldin des Disney-Films „Queen of Katwe“ gefeiert, der gerade beim Filmfestival von Toronto gezeigt wurde und jetzt in die nordamerikanischen Kinos kommt. Darin verkörpert die Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong'o die Mutter von Mutesi, die selbst von der Katwe-Bewohnerin Madina Nalwanga dargestellt wird.

„Ich konnte es nicht glauben“, erklärte Mutesi in Toronto über ihre Gefühle, als sie den Film erstmals auf sich wirken ließ. „Ich musste weinen.“ Einige Szenen des Films wurden in den belebten Märkten und dunklen Gassen von Katwe aufgenommen. Die indische Regisseurin Mira Nair wohnt seit fast 30 Jahren zeitweise in Kampala. Sie werde dort täglich mit Elend konfrontiert, gleichzeitig nehme sie aber auch viel Würde und Lebensfreude wahr, sagt Nair auf dem Filmfestival. „Das habe ich noch nie auf einer Filmleinwand gesehen.“

Mutesis Vater starb an Aids, als sie im zarten Alter von drei Jahren war. Sie selbst überlebte zwei Malaria-ähnliche Erkrankungen nur mit Mühe. Mit ihrer Mutter und ihren zwei Brüdern musste sie sich immer wieder eine neue Unterkunft suchen – mal nachdem sie ausgeraubt worden waren, mal weil ihre Hütte bruchfällig wurde. So erzählt es der Schriftsteller Tim Crothers in dem Buch, das dem Film zugrunde liegt. Laut ihrer ehemaligen Nachbarin Joan Nalongo musste Mutesi auf der Straße um Essen betteln gehen.

Dann nahm sie eines Tages einer ihrer Brüder in eine behelfsmäßig errichtete Kirche mit. Dort veranstaltete der örtliche Missionar Robert Katende Freizeitbeschäftigungen für Kinder, die kamen, weil dort Getreidebrei ausgeschenkt wurde. Eine der Aktivitäten war Schach.

„Man ist in einer Umgebung, wo einem ständig zu verstehen gegeben wird, dass man nichts wert ist“, erklärt die kenianisch-mexikanische Schauspielerin Nyong'o in Toronto. Jemand wie Katende schaffe es, den Kindern neue Zuversicht zu schenken. „Dieser Glaube an einen selbst lässt einen die schwierigsten Umstände überstehen.“

Zwei Jahre nach ihren ersten Erfahrungen mit dem Brettspiel wurde Mutesi ugandische Juniorenmeisterin. Weitere drei Jahre später ging sie mit 14 Jahren für ihr Land bei der Schacholympiade in Sibirien ins Rennen. Im Jahr 2013 durfte sie in New York gegen ihr großes Vorbild, den ehemaligen Weltmeister Garri Kasparow, antreten. „Er hat gewonnen, aber ich habe durch die Niederlage viel gelernt“, räumte die Jugendliche damals ein.

„Schach ist meinem Leben sehr ähnlich“, eröffnete das frühere Wunderkind in einem Beitrag für die britische Zeitung The Guardian. „Wenn du kluge Züge machst, kannst du die Gefahr fernhalten, aber jede schlechte Entscheidung kann deine letzte sein.“

Heute wohnt sie mit ihrer Mutter in einem Vorort von Kampala – in einem Haus, das die Kirchengemeinde ihr errichtet hat. Mutesi besucht wieder die Schule und steht kurz vor dem Abschluss. Sie ist entschlossen, Jura zu studieren, um für die Rechte von Kindern in Armensiedlungen einzutreten.

In Katwe widmen sich Kinder weiterhin in dunklen, heißen Zimmern dem Schachspiel. Mutesi habe gezeigt, dass es nicht nur ein Spiel für Gebildete und Reiche ist, betont ihr Förderer Katende, der ebenfalls auf dem Filmfest in Toronto anwesend war.

Das Spiel, das Ausländer erst in den 1970er Jahren nach Uganda einführten, werde in dem ostafrikanischen Land dank Mutesi immer populärer, erzählt die nationale Verbandschefin Vianney Luggya. „Sie hat uns alle inspiriert, das Spiel zu lieben“, meint auch der 17-jährige Richard Kato, der Mutesi nach eigenen Angaben damals – vor elf Jahren in der Kirche in Katwe – ins Schachspiel eingewiesen hat. Sie habe ihre Lehrer schnell überholt, und: „Sie hat uns Hoffnung gegeben.“






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Wirtschaftsblatt“, wirtschaftsblatt.at

Schlagwörter: Uganda, Schach, Phiona Mutesi, Katwe, Slum, Schachspiel, Weltklasse-Schachspielerin, Film, Queen of Katwe, Walt Disney, Kino, Kirche, Missionar, Wunderkind, Juniorenmeisterin, Wettbewerb